Christiane Honermeier vom VBRS wird neue Nationaltrainerin der deutschen Goalball-Frauen

Christiane Honermeier – hier mit ihren Rostocker Schützlingen Isabell Graul, Grietje Gau und Käthe Glasenapp – wird neue Cheftrainerin der deutschen Goalball-Nationalmannschaft der Frauen. Foto: Ulf Lange

Von Peter Richter

Am 15. Oktober 2024 trat sie beim Verband für Behinderten- und Rehasport Mecklenburg-Vorpommern (VBRS) die Stelle als Nachwuchs-Landestrainerin Goalball an – jetzt, noch nicht mal 14 Monate später, ist Christiane Honermeier zusätzlich zur Cheftrainerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft berufen worden! Offiziell am 1. Januar 2026 übernimmt sie auf Honorarbasis das Amt als Nachfolgerin der zurückgetretenen Jessica Bahr.

Sie arbeitete auch schon als Au-pair und auf einer Farm

Christiane Honermeier wurde 1999 in Malchin geboren. Nach dem Abitur 2018 lebte sie ein Jahr in Neuseeland, verdingte sich als Au-pair oder auch Farmarbeiterin. Während ihres Bachelor-Studiums Sport und Ernährung von 2019 bis 2022, das die frühere Cheerleaderin der Rostock Griffiness mit der Zensur 1,3 abschloss, betätigte sie sich auch primär als Fitnesstrainerin, machte die C- und B-Lizenz des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB. Es folgte bis 2024 das Master-Studium Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Leistungssport und der Gesamtnote 1,2.

Auf dem Weg ins Berufsleben zog Christiane ihre Bewerbung auf einen weiteren reizvollen Job im sportlichen Bereich frühzeitig zurück, obwohl sie die Stelle beim VBRS noch gar nicht hatte, „so überzeugt war ich davon, das machen zu wollen“. Sie setzte voll auf die Karte Goalball, obwohl sie bis dahin nur das eine oder andere Spiel gesehen hatte und nicht mehr als selbst angeeignete theoretische Kenntnisse besaß. Aber nachdem Christiane sich in kürzester Zeit so unglaublich viel aneignete und dies auch entsprechend umsetzt, gibt es keinerlei Zweifel an ihrer Kompetenz, so dass sie nun nach erfolgreicher Bewerbung sogar Goalball-Nationaltrainerin ist.

Mario Turloff: „Christiane ist genau die richtige Wahl“

Ein Raketenstart ohnegleichen, der auch ihrem Vorgesetzten im Verband Mario Turloff Respekt abnötigt: „Christiane konnte sich schnell in unsere Sportart einfinden und damit identifizieren. Sie hat sich den nötigen Input von erfahrenen Kollegen eingeholt und eigenen eingebracht. Durch die Teilnahme von zwei Rostocker Teams bei der Club-WM und die Aufgabenaufteilung zwischen mir und Torsten Schroiff bei den Herren sowie Christiane und Risa Tokunaga (Analystin des japanischen Frauen-Nationalteams– d. A.) ergab sich der Bezug zur Frauenmannschaft des RGC Hansa, die sie schließlich – mit detaillierter täglicher Trainingsarbeit und Wettkampfvorbereitung – ins Halbfinale der Champions League und zu Deutschen Meisterschaft 2025 führte.“

Und der Landestrainer MV und Chefcoach des RGC Hansa stellt mit Nachdruck fest: „Christiane ist aus meiner Sicht genau die richtige Wahl für die Zukunft der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.“

„Diese schnelle Entwicklung in dem Sport und die Entscheidung für den Cheftrainer-Posten war nur durch Mario, Reno Tiede (Geschäftsführer VBRS sowie einer der namhaftesten und erfolgreichsten deutschen Goalballer – d. A.), aber auch Christina Erpen in Neukloster möglich, die mir sehr viel Unterstützung zukommen lassen und auch sehr schnell Verantwortung übergeben haben. Ohne die Möglichkeiten, die man mir im zurückliegenden Jahr geboten hat, wäre ich definitiv nicht da, wo ich gerade stehe“, betont die 26-Jährige.

Auch wenn es erst mit Jahresbeginn 2026 richtig losgeht, steckt Christiane Honermeier schon tief in den Zukunftsplanungen. Die Qualifikation für die Paralympics 2028 in Los Angeles wäre „ein sehr, sehr großer Step“, doch zunächst gelte es, die kleineren Schritte zu gehen: „Es ist mir erst mal wichtig, dass wir im europäischen Raum wieder weiter nach oben kommen und uns abheben, dass wir ein Team werden, über das gesprochen wird, dass in der Spitze dabei und nicht nur eine Mannschaft von vielen ist.“

Was für eine Abwehr von Pia Knaute! Drei von fünf Partien der Finalrunde um die Deutsche Meisterschaft beendeten die Spielerinnen des RGC Hansa kürzlich mit „Zu null“-Siegen, und auch die anderen beiden wurden gewonnen.  Im Hintergrund in den schwarzen Shirts die Meistertrainer Christiane Honermeier und Torsten Schroiff. Foto: Ulf Lange

Christiane Honermeier, die in ihrer Freizeit bei der HSG Uni Volleyball spielt, ist nunmehr schon die Vierte im Bunde der Rostocker Goalball-Nationalcoaches: Reno Tiede fungiert als Co-Trainer der deutschen Männer („Head of Defense“), während Mario Turloff mit Sohn John an seiner Seite für die U19-Auswahl verantwortlich zeichnet.

Reno Tiede: „Der DBS hat die beste Entscheidung getroffen“

„Es freut mich riesig, dass sich der DBS (Deutscher Behindertensportverband – d. Red.) für Christiane entschieden hat, weil es einfach die beste Entscheidung ist“, sagt Reno Tiede zu der „Personalie Honermeier“ und fügt hinzu: „Ich bin davon überzeugt, dass Christiane den Turnaround in der Mannschaft hinbekommen wird. Gleichzeitig ist ihre Berufung auch ein Zeichen, dass wir in unserem kleinen Landesverband einfach tolles Personal haben, dass wir stark aufgestellt sind, und wenn jemand von uns dann mit anderen, bundesweiten Aufgaben betraut wird, dann ist das der beste Beweis, dass wir ein schlagkräftiges Team sind. Dass der DBS an unserem richtig guten Know-how partizipiert, ist ein Statement auch an unsere Vereine, Sponsoren, Partner und Förderer, dass sie sehen, dass wir wirklich gut arbeiten in vielerlei Hinsicht. Darauf dürfen wir als VBRS sehr stolz sein, darauf darf Christiane sehr stolz sein, und wir sind sehr froh, dass wir sie in unseren Reihen haben.“