Kilian Kollrep debütiert als erster Sehender in der Goalball-Nationalmannschaft
- henriettehannemann
- 15. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Von Peter Richter
Bisher nie Dagewesenes, möglicherweise Einmaliges geschah am Wochenende 11. bis 13. April 2025 beim Turnier im litauischen Trakai: Erstmals in der Geschichte zumindest des deutschen Goalballs hat ein nicht Sehbeeinträchtigter ein Länderspiel bestritten – genauer gesagt sogar vier.
Kilian Kollrep, früherer Handballer und inzwischen trotz seiner erst 19 Jahre längst ein Aktivposten bei den Goalballern des RGC Hansa, war, nachdem sich ein personeller Ausfall an den anderen reihte, sehr kurzfristig für das International Trakai Goalball Tournament nachnominiert worden.
„Cool, dass ich das so sehr spontan als Chance bekomme habe“
„Aufgrund von Krankheitsfällen kam die Frage auf, ob sie überhaupt fahren. Einen Tag vor der Abreise hat Bundestrainer Stefan Weil mich gefragt, wie es denn aussehe bei mir und ob ich es spontan noch einrichten könne, mitzukommen und auszuhelfen. Das war natürlich cool, dass ich das so sehr spontan als Chance bekomme habe“, so Kilian. Und auf einmal stand der Abiturient am Rostocker Christophorus-Gymnasium „in Trakai auf dem Feld als erster Sehender in der Geschichte, der ein Goalball-Länderspiel bestreitet. Zumindest wüsste ich von keinem anderen bisher.“
VBRS-Geschäftsführer ausnahmsweise noch mal für die Nationalmannschaft
Weil letztlich auch Stefan Weil für das Turnier in Litauen krankheitsbedingt ausfiel,
war auf einmal Co-Trainer Reno Tiede der „Chef“. Damit nicht genug half auch der 35-Jährige – im Hauptberuf Geschäftsführer des Verbandes für Behinderten- und Rehasport Mecklenburg-Vorpommern – auf dem Feld aus. Sein bislang letztes Länderspiel hatte er vor zwei Jahren absolviert. In Trakai zeichnete sich Reno Tiede beim 10:11 gegen Südkorea als fünffacher Torschütze aus. Sein „Comeback“ im Nationalteam sei das aber nicht gewesen, versicherte er: „Das war eine Ausnahme.“
Der Rostocker Fabian Diehm erzielte elf Treffer und wurde, obwohl von einer Kapselverletzung gehandikapt, „Best Defender“.
Hoffnung auf Öffnung des paralympischen Sports im Sinne der Inklusion
Dass es für Kilian Kollrep bei der Rolle des einmaligen Aushilfs-Nationalspielers bleiben könnte, liegt übrigens keineswegs an mangelnden Qualitäten, immerhin erzielte er in Trakai auch neun Tore, sondern weil er als Mensch ohne Seh-Handikap schlicht und ergreifend nicht spielberechtigt ist, sobald es wieder nach den Regularien des Weltverbandes International Blind Sports Federation (IBSA) geht. Was in Litauen nicht der Fall war.
Reno Tiede zu diesem Thema: „Wir haben die Hoffnung, dass sich der paralympische Sport auch dahingehend im Sinne der Inklusion öffnet und es für Kilian noch nicht das letzte Mal war.“
Ergebnisse der deutschen Männer in Trakai: Polen 9:8, Litauen 13:7, Napaja (Finnland) 13:6, Australien 5:5, Südkorea 10:11, Halbfinale Australien 13:4, Finale Südkorea 11:8

Junioren von Mario Turloff gewinnen fünfmal gegen Litauen
Insgesamt kehrten am Ende sogar sieben Rostocker mit einer Goldmedaille nach Hause zurück.
Die deutsche Junioren-Nationalmannschaft wurde in Trakai erstmals vom Vater-Sohn-Trainerduo Mario und John Turloff angeführt. Chefcoach Mario, der auch Landestrainer des VBRS MV ist, hatte nach der Absage mehrerer Teams die „Wahl“, als U 23 entweder am Männer-Turnier teilzunehmen oder fünfmal gegen die Gleichaltrigen von Litauen anzutreten. Er entschied sich im Hinblick auf die „Jugend“ seiner Mannschaft (zwei 20-Jährige und drei Akteure zwischen 15 und 18) sowie die Vorbereitung auf die Junioren-EM im Juli in Istanbul und die gute Qualität des Kontrahenten für Letzteres. Seine Jungen gewannen alle Partien und steigerten sich dabei bis zu einem abschließenden 10:0-Erfolg „mit perfekter Defense“ (Mario Turloff).
Nummer sechs und sieben der goldenen Rostocker waren Morice Köntopp (9 Tore) und Phillipp Schrader (26!). Der Neuzugang aus Chemnitz wirkte zum Abschluss sogar noch im Finale der Männer mit.
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