07.10.2019
Nach einer intensiven Vorbereitung brennen die deutschen Goalball-Teams auf ihre Eröffnungsspiele gegen Spanien und die Niederlande
Am Dienstag, 8. Oktober, ertönt um 18.30 Uhr für die Auswahl der deutschen Herren in der StadtHalle Rostock der Anpfiff für die erste Partie der Goalball- Europameisterschaften. Kurze Zeit später starten um 20 Uhr die Damen in ihren Wettbewerb. Zu diesem Zeitpunkt liegen Wochen und Monate intensiven Trainings hinter den deutschen Mannschaften. Bei der Auftaktpressekonferenz am 7. Oktober berichteten das Trainerduo Johannes Günther (Herren) und Dr. Thomas Prokein (Damen) zusammen mit Spielerin Charlotte Hartz sowie Lokalmatador Reno Tiede von der Stimmung kurz vor Turnierbeginn.
„Irgendwann
in der Vorbereitung gelangt man an einen Punkt, an dem man den Anpfiff
immer stärker herbeisehnt. Dann ist neben der großen Vorfreude zunehmend
auch etwas Anspannung zu verspüren“, berichtet Johannes Günther,
Cheftrainer der Herren. „In der Vorbereitung haben wir häufig unser
heimisches Trainingszentrum in Marburg verlassen und mehrere, teils auch
längere, Trainingslager absolviert. Bei zwei Vorbereitungsturnieren in
Malmö und Berlin erreichten wir die Plätze zwei und eins. Insgesamt
haben wir uns überaus akribisch auf die Europameisterschaft vorbereitet,
sodass wir jetzt darauf brennen, uns mit den besten Nationen Europas
messen zu dürfen“, so Günther weiter. Den
deutschen Damen war hingegen keine reibungslose Vorbereitung vergönnt,
wie Dr. Thomas Prokein, Cheftrainer der Damen, unterstreicht: „Wir
mussten auf unserem Weg zum Turnier leider einige Rückschläge
verkraften. Neben krankheitsbedingten Ausfällen hatten wir auch mit
vielen Verletzungen zu kämpfen. Dadurch haben wir unsere Tests immer
wieder in anderen Formationen spielen müssen. So ist es natürlich etwas
schwerer, in den Rhythmus zu gelangen.“
Heimisches Publikum sorgt für besonderen Motivationsschub
Turnusmäßig
finden Europameisterschaften im Goalball alle zwei Jahre statt,
Weltmeisterschaften und Paralympics alle vier Jahre. Dementsprechend
groß ist die Bedeutung der Turniere für die Athleten. „Egal ob Spielerin
oder Trainer, für jeden ist die EM etwas ganz Besonderes. Dass wir
dabei quasi ‚zu Hause‘ spielen und unseren Sport vor dem eigenen
Publikum präsentieren können, macht es umso schöner“, sagt Charlotte
Hartz, Spielerin des deutschen Damen-Teams. „Sicherlich werden wir am
Anfang etwas nervöser sein als sonst, aber wenn viele Fans und Freunde
hautnah dabei sind und uns unterstützen, ist die Motivation bestimmt
noch größer, das Beste aus sich heraus zu holen“, so die 24-Jährige. Ähnlich
sieht es Reno Tiede, der im Vorfeld des Turniers entscheidenden Anteil
an der Standortvergabe nach Rostock hatte: „Mittlerweile können wir es
gar nicht mehr abwarten, endlich ins Turnier zu starten und um den Titel
zu kämpfen. Zum Goalball gehört eine Menge Leidenschaft und die möchten
wir mit unseren Leistungen auf die Ränge übertragen. Dann können wir
bis Sonntagabend hoffentlich unsere ganz persönliche Erfolgsgeschichte
schreiben und haben gleichzeitig noch viele Menschen für unseren
einzigartigen Sport begeistert.“
Spanien und die Niederlande als Standortbestimmung zum Auftakt
Die
deutsche Herrenauswahl hat selbstbewusst den EM-Titel als Ziel
ausgegeben. Nach zweimal Silber bei der EM 2017 und der WM 2018 soll nun
der letzte Schritt zum Titel folgen: „Als Ausrichter
dürfen wir das Turnier eröffnen und möchten es auch gerne mit dem
letzten Spiel beenden. Außerdem haben wir aufgrund des Ergebnisses vor
zehn Jahren bei der Heim-EM in München, als wir leider abgestiegen sind,
noch etwas gutzumachen“, erklärt Cheftrainer Günther. „Nach zwei
zweiten Plätzen gehen wir jetzt mit einem ganz anderen Anspruch in die
Begegnungen. Dabei möchten wir unsere erste Partie natürlich gewinnen. Wenn
die Mannschaft ihr Potenzial abruft, dann wird uns dies auch gelingen.
Die ersten Minuten werden sicherlich erst einmal ungewohnt sein, ich
hoffe aber, dass wir im Laufe des Spiels den Spaniern unseren Stil
aufzwingen können und nach Abpfiff siegreich vom Platz gehen“, sagt der
37-Jährige. Im weiteren Verlauf der Vorrunde trifft Deutschland am
Mittwoch, den 9. Oktober, um 19 Uhr auf Belgien. Tags darauf stehen um
11:20 Uhr und um 17:40 Uhr gleich zwei Duelle gegen Finnland und
Tschechien an.
Ganz so hoch wie die Herren möchte Dr. Thomas Prokein die Ziele für das deutsche Damen-Team nicht stecken. Zwar wäre bei einer vorderen Platzierung noch die Qualifikation für die Paralympics in Tokio 2020 möglich, doch im Vordergrund steht zu allererst der Klassenerhalt. Zum Auftakt bekommt es seine Mannschaft dabei mit den Niederländerinnen zu tun: „Das Team aus den Niederlanden ist uns bisher nicht sehr bekannt. Da treffen wir auf eine echte ‚Wundertüte‘. Dennoch wollen wir mutig spielen und am Ende einen Sieg verbuchen. Anschließend werden wir sehen, was bei diesem Turnier für uns möglich ist“, so Prokein. Seine Spielerinnen bestreiten ihre weiteren Partien am Mittwoch um 15:20 Uhr gegen Großbritannien und nicht einmal fünf Stunden später um 20:10 Uhr gegen Israel. Am Donnerstag steht um 18:50 Uhr das abschließende Gruppenduell gegen die Türkei an.
Am Freitag werden die Viertelfinals sowie die Platzierungsspiele der ausgeschiedenen Mannschaften gespielt. Für den Samstag sind weitere Platzierungsspiele sowie die Halbfinals angesetzt. Der Sonntag ist den entscheidenden Spielen um die Medaillen vorbehalten. Dabei werden die künftigen Bronze-Gewinner bereits vormittags um 9:30 Uhr (Damen) und um 11:30 Uhr (Herren) ausgespielt. Die großen Finals stehen bei den Damen am Sonntag um 13:30 Uhr und schließlich um 15:30 Uhr bei den Herren an. Die Europameisterschaften werden vom 8. bis 13. Oktober in der StadtHalle Rostock sowie in der OSPA-Arena ausgetragen. Jeweils zehn Frauen- und Männerteams aus 15 Nationen kämpfen um die begehrten Titel. Schirmherr ist Bundesinnenminister Horst Seehofer.
Bildquelle: Binh Truong / DBS